Die Stiftung Studienbibliothek, ein Kind von 1968?
Diskussionsveranstaltung
Die Nacht vom 29. auf den 30. Juni 1968 wirkte in Zürich wie ein Schock. Zum ersten Mal seit den 30er-Jahren kam es zu schweren Krawallen. Die bis in die Morgenstunden dauernde Strassenschlacht forderte 41 Verletzte. 169 Demonstranten wurden verhaftet. Wie kam es in der Schweiz zu der nach diesem Ereignis genannten 68er Bewegung und was hat sie bewirkt?
Der weltweite Widerstand der Jugend richtete sich gegen den Krieg der USA in Vietnam und gegen die autoritären und restriktiven Kräfte der Nachkriegszeit in Europa. Die Visionen zielten auf Demokratisierung und Selbstbestimmung. Wegbereiter waren die Anti-Atombewegung und die Ostermärsche, in Zürich begleitet von der Gründung der Jungen Sektion der Partei der Arbeit, der Fortschrittlichen Studentenschaft Zürich und der Nonkonformisten. Intellektuelle, Künstler und Schriftsteller, unter ihnen Max Frisch, gaben die Schrift „Achtung Schweiz“ heraus, und am 3. Juli, wenige Tage nach dem Globus-Krawall, wurde das Zürcher Manifest unterzeichnet.
Die 68er-Bewegung wollte Veränderungen in der Lebensweise und den Lebensformen einleiten. Die Emanzipation der Arbeiter, Schüler, Studenten, Lehrlinge und nicht zuletzt der Frauen waren die Visionen. Auch Theo und Amalie Pinkus wurden mitgerissen und in der Folge entstand der Entschluss, aus der Buchhandlung Pinkus & Co eine Genossenschaft zu machen, die in den Besitz der Belegschaft übergeht, und die private Bibliothek in die Stiftung Studienbibliothek einzubringen, die die Literatur der emanzipatorischen Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts allen Interessierten zu Verfügung stellen und ein Ort der Theorie und Praxis für die Linken werden sollte.
Die Diskussion dieses Abend dreht sich um das Thema, wie 1968 auf das persönliche und politische Leben gewirkt hat, welche Hoffnungen sich damit verbunden und was die gesellschaftlichen Umbrüche bewirkt haben. Und welchen Stellenwert hatte die Gründung der Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung als emanzipatorisches Projekt?
Die Moderation hat Dr. Erich Keller, der zur Zeit an einer neuen Pinkus-Biografie arbeitet.
Als Diskutierende nehmen teil: André Pinkus, Helen Pinkus-Rymann, Esther Burkhardt, Franz Schumacher, Götz Perll, Elisabeth Joris, Mathias Knauer und die Anwesenden.
(Veranstaltung im Anschluss an die GV des Fördervereins der Stiftung Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung Zürich vom 27.6.18 im Sogar-Theater, Zürich)