Heisse Fäuste im Kalten Krieg – Antikommunistischer
Krawall am Bahnhof Zürich Enge 1957
Am 11. August 1957 stand an der Leucht-Wanderschrift am Bahnhofplatz in Zürich zu lesen: «Die Schweizer Moskauwallfahrer kommen heute Abend um 22.25 in Zürich-Enge an. Wie wird sie die Zürcher Bevölkerung empfangen?» Gemeint war eine Gruppe von Schweizerinnen und Schweizern, die von den Weltfestspielen der Jugend und Studenten aus Moskau zurückkehrten. Gegen sie wurde schon im Vorfeld gehetzt, auch in den Medien. Und so erwarteten sie am Bahnhof Enge Hunderte von Demonstranten, um den «Landesverrätern» eine Lektion zu erteilen. Die Situation eskalierte, die Rückkehrer wurden angegriffen, verprügelt und mit Waffen bedroht.
Der Autor Rafael Lutz hat dieses Ereignis, das in der Schweizer Geschichtsschreibung bisher höchstens eine Fussnote wert war, systematisch aufgearbeitet. Es steht sinnbildlich für den damals in der Schweiz herrschenden Antikommunismus. Der Ausbruch der Gewalt zeugt von der stetig wachsenden Angst vor der totalitären Sowjetunion hinter dem Eisernen Vorhang und deren fünften Kolonnen im eigenen Land. Der Vorfall illustriert aber auch, wie der Kampf gegen dieses vermeintlich Böse immer mehr auf Kosten der Freiheit der eigenen Bevölkerung geführt wurde.
Der Autor Rafael Lutz ist 1987 geboren und im Kanton Schwyz aufgewachsen. Er hat Soziale Arbeit studiert und war in mehreren sozialen Einrichtungen tätig. Seit 2017 ist er Redaktor beim «Tössthaler» und studiert Soziologie.
Heisse Fäuste im Kalten Krieg – Antikommunistischer Krawall am Bahnhof Zürich Enge 1957; Vorwort: Ueli Mäder; Schlusswort: Mario Gmür
Limmat Verlag; ISBN 978-3-85791-861-2
(Buchvorstellung im bücherraum f, Zürich, am 22.5.2019)