„Nur noch für den Mietzins schaffen, da wären wir schöne Affen.“
Die Mieterbewegung im roten Zürich 1932

Vortrag von Benjamin Frick

„Warum soll ein Hausbesitzer, indem er einige wenige Wohnungen teuer vermietet, davon leben können, während die Arbeiter und Angestellten einen Lohnabbau nach dem andern über sich ergehen lassen müssen?“ Mit dieser Frage gingen die Zürcher Sozialdemokraten im Jahr 1932 auf kantonalen Stimmenfang. Das Schlagwort „Mietwucher“ dominierte die kantonalen Wahlzeitungen der Zürcher Sozialdemokraten.

Auf kommunaler Ebene erlangte die Sozialdemokratische Partei bereits 1928 eine Mehrheit im Zürcher Stadtrat und 1931 eine absolute Mehrheit im Gemeinderat. Damit war die Zeit des, wie es die Sozialdemokraten selbst bezeichneten, „roten Zürichs“ eingeläutet. Während die Mietverhältnisse auf kantonaler Ebene von der SP politisch bewirtschaftet wurden, versuchten die Stadtzürcher Kommunisten auf kommunaler Ebene politisches Kapital aus der Situation zu schlagen. Denn ausgerechnet im rot regierten Zürich formierte sich eine Streikbewegung, welche sich gegen den „Mietwucher“ richtete.

Über 80 Jahre später sind die Mieten in Zürich immer noch zu hoch, aber niemand käme auf die verrückte Idee, seine Miete nicht mehr zu bezahlen.
Der Zürcher Mieterstreik von 1932 wird im Rahmen dieses Referats vorgestellt werden. Anschliessend soll darauf eingegangen werden, warum es nur so wenig vergleichbare Fälle gibt und dadurch nach Möglichkeit eine Diskussion angestossen werden zur heutigen Lage.

Benjamin Frick, 24, studiert Geschichte und Politikwissenschaften im Master an der Universität Zürich, wohnte bereits in vier verschiedenen Stadtkreisen und befasste sich in seiner Bachelorarbeit intensiv mit dem Thema Mieterstreik 1932.

(Referat an der Generalversammlung des Fördervereins der Stiftung Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung vom 21.6.17 im Sogar-Theater.)