Antikommunismus sei die Grundtorheit unserer Epoche, hat – tatsächlich – Thomas Mann 1943 gesagt. Wie sah es in der Schweiz damit aus? Rafael Lutz hat der Geschichte des schweizerischen Antikommunismus mehrfach nachgespürt. Vor einigen Jahren hat er die Repressionen beschrieben, denen die BesucherInnen der Weltjugendfestspiele in Moskau 1957 bei ihrer Rückkehr in die Schweiz ausgesetzt waren; in seinem neuen Buch „Unzeiten – Kommunistenverfolgung in der Schweiz“ arbeitet er die antikommmunistische Stimmung gegen die TeilnehmerInnen einer Reise nach Warschau 1955 auf. Im bücherraum f hat er das Buch aus der edition 8 kürzlich vorgestellt, in Anwesenheit von Franz Schumacher, der die damalige Reise organisiert hatte, und der seine eigenen Erfahrungen und Einschätzungen beitrug.
In der folgenden Diskussion ging es auch um die Frage, inwiefern der Dogmatismus innerhalb der nach dem Verbot der KPS 1944 neu gegründeten kommunistischen PdA nicht auch zu deren Ausgrenzung insbesondere durch die Sozialdemokratie beitrug. Denn der Antikommunsimus mag eine Torheit gewesen sein, aber deswegen liessen sich ja die Verbrechen des Stalinismus nicht negieren. Gegen einseitige Schuldzuweisungen steht dagegen die Erkenntnis, dass sich auch die Arbeiterbewegung nicht aus den Polaritäten des Kalten Kriegs zu lösen vermochte.